Mittwoch, 6. März 2013

Schon lange überfällig

Viele unserer Verbündeten kennen ihn, oder dürften uns gerade daher kennen. Der Blog-Zug ist eigentlich eine nette Geschichte, es gibt dort nette Leute, mit denen man sich nett unterhalten kann. Zudem kann man auch einige interessante Blogs finden. Doch auch hier lauert der Irrsinn, dessen Scalp schon lange überfällig ist: Die Rede ist natürlich vom Bewertungssystem.

Es wird geheult, getrauert, gemosert, gehasst, verteufelt, intrigiert und propagiert - bis die Gesamtheit der "Es" aller beteiligten Passagiere vor krankhafter Befriedigung geplatzt ist.

Was ist das für ein System?
Nun, der liebe Blog-Zug Gründer wusste scheinbar, welches Mittelchen ihm dauerhaft regelmäßige Besucher auf die Seite bringt - eine sehr verbreitete Methode, bekannt aus Casting-Shows oder Pferderennen, die sich simpel und nüchtern "Bewertung" oder "Rating" nennt.
Beim Klick auf einen Blog aus den unterschiedlichen Bereichen kann man also den jeweiligen Blog mit einer Zahl von 1 - 10 bewerten, wobei 10 die bestmöglichste Bewertung ist.
Die Blogs, die die meisten Punkte, gemessen an der Anzahl ihrer Bewertungen haben, werden in der berüchtigten Liste der Top - 100 angezeigt - ein kleiner Nebeneffekt ist natürlich die Werbung, die ein Blog dadurch erhalten kann.

Meiner Meinung nach dreht es sich nicht mal so sehr darum den eigenen Blog zu publizieren, sondern sicher auch seine arrogante Hochnase vor den anderen zu haben. Nicht selten kam es dabei zur Massenmobilisierung der Bloggerkollegen/innen, um seinen eigenen Blog nach vorne zu bringen. Analog dazu wurden natürlich die Feinde ins Blog-Zug-Nirvana gewertet, was natürlich für beste Stimmung unter den Beteiligten sorgte.

Eine Pseudosicherheit zum Schutze gegen absichtlich verpasste, schlechte Bewertungen ist die Transparenz des Bewerters sowie ein Begründungszwang. So kamen natürlich wieder ein paar hingerotzte Alltagsfloskeln der deutschen Sprache ans Tageslicht: "Das ist einfach nicht mein Ding", oder "Es trifft nicht meinen Geschmack". Die Bewertung blieb trotzdem erhalten und die fehlende Anonymität kratze nicht mal die Haare auf den Pobacken.

Was wir davon halten sollen? Der liebe Gründer sitzt vermutlich mit seinen Kumpels und ein paar gekühlten Bierchen in seinem Arbeitszimmer und wettet auf seine Blogpferdchen, während sich diese einen erbarmungslosen Krieg um einen virtuellen Platz liefern, der im Grunde aus Datenmüll besteht.
Führt man sich diese wahrscheinliche Sachlage vor Augen, wird einem die Funktion sich aus dem Bewertungssystem auszuschließen immer symphatischer.



4 Kommentare:

  1. Stimmt, das Bewertungssystem ist nun wirklich nicht gerade eine gloreiche Sache!

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  2. Deswegen habe ich mich schon bald ausgeklinkt - und den Quatsch abgeschaltet.

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  3. Guter Artikel :)

    Ja, die lieben Bewertungen und *ganz ehrlich* man hat sich am Anfang doch geärgert, wenn man eine schlechte Bewertung bekommen hat, aber abgeschaltet habe ich es bisher noch nicht - auch wenn mein blog weit - weit abgerutscht ist *lach* aber ist doch schön sich ab und an über diese komischen Begründungen zu wundern ;)

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  4. Ein wirklich starker Text! Ich muss sagen: Weg mit diesen Bullshit-Bewertungen. Viele Blogger schreiben mit Herzblut & da ist so ein stupides Bewertungs-Denken, wie Du es beschrieben hast, echt unnötig & vor allem fehl am Blogger-Platz. Womöglich ist es auch genauso wie bei diesen ganzen Facebook-Nonsens-Postings dabei: Es wird nur oberflächlich oder überhaupt nicht in Deinem Blog gelesen. Wirklich traurig was dort im Blogzug abgeht... für die Blogger & das Schreiben ist es jedenfalls nicht wirklich gestrikt.

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